Vivienne Olive (*1950) ist eine erfolgreiche britisch-deutsche Komponistin und darüber hinaus einer der zentralen Akteurinnen in der internationalen Frauen(musik)bewegung. Sie studierte Klavier, Cembalo, Orgel, Musiktheorie und promovierte 1975 in Komposition. Zu ihren Lehrern gehörten Bernard Rands, Franco Donatoni, Roman HaubenstockRamati und Klaus Huber. Seit 1975 lebt sie in Deutschland und unterrichtete als Dozentin für Musiktheorie und Komposition am Nürnberger Meistersingerkonservatorium von 1979 bis 2015. Ein Artikel in der Zeit und eine umfangreiche Würdigung zu ihrem 70. Geburtstag vom Archiv Frau und Musik zeigen die internationale Bedeutung ihres Schaffens.
Obwohl ihre Musik von einem intellektuellen Interesse zeugt, steht das Fühlen und Erleben der Musik im Vordergrund. Vivienne Olives Œuvre ist von spannender Vielfalt und Breite. In über 60 Werken für verschiedenste Besetzungen – vom Soloinstrument bis zu Orchesterwerken und Kinderopern – widmet sie sich der Verbreitung und Vermittlung Neuer Musik. Unter ihren Kompositionen sind einige sehr interessante Gitarrenwerke, darunter auch ein Konzert mit schottischen Volksliedern.
In ihrer Komposition »Tides of a current flowing« (1992) vertont Olive das Gedicht »Whispers of heavenly death« von Walt Withman, in welchem eine Person beim Blick in den nächtlichen Himmel über die großen Fragen von Leben und Tod nachsinnt. Die technischen und musikalischen Anforderungen sind dabei hoch, auch wenn der Furore-Verlag diese als „medium“ bezeichnet. Die Genese der Komposition begann mit einer Vertonung des Gedichts für Solostimme, das schließlich – nach einer Anfrage der Nürnberger Gitarristen Stefan Grasses und der intensiven Auseinandersetzung mit Benjamin Brittens „Nocturnal“ – zu einem Solowerk für Gitarre weiter entwickelt wurde.