Julie Fondard war eine Schülerin von Fernando Sor in Paris. In den 1830er Jahren lebte sie in Cheltenham, wo sie einige Kompositionen veröffentlichte, darunter das bisher verschollene „Introduction, Theme et Variations sur le motif du Concerto de Paganini“. Ende 1836 kehrte sie nach Paris zurück, um sich als Lehrerin und Komponistin für Gesang und Gitarre einen Namen zu machen. Fernando Sor widmete ihr im Jahr 1838 sein „Divertissement pour deux guitares“ op. 62. Über ihren weiteren Lebensweg ist wenig bekannt.
Neben den „Deux Valses Suisses“, die möglicherweise durch die Aufnahme in das Repertoire des Trinity College Guitar Grade 6 (2020-2023) etwas mehr Bekanntheit erlangen, ist besonders „Introduction et Variations sur la Ballade de la Fiancée“ (1836, London) interessant.
Die Komposition beruht auf dem Thema der Ballade aus der Oper La Fiancée von Daniel François Esprit Auber, uraufgeführt im Januar 1829, welche im Pariser Verlag von Eugène-Théodore Troupenas erschien. Fondard schrieb das Werk ursprünglich um 1830 in Paris, sah sich aber aufgrund von Troupenas´ Abneigung gegenüber einer Bearbeitung für Gitarre dazu gezwungen, es erst 6 Jahre später in London zu veröffentlichen. Es ist ein virtuoses, technisch anspruchsvolles und umfangreiches Werk, welches sich, anders als die „Deux Valses Suisses“ nicht an Liebhaber:innen oder Anfänger:innen, sondern an konzertierende Gitarrist:innen richtet.